Tapinauchenius cupreus SCHMIDT, BAUER, 1996

Günter SCHMIDT & Stefan BAUER

Eine weitere Tapinauchenius-Art aus Ecuador
Tapinauchenius cupreus sp. n.
(Araneae: Theraphosidae: Aviculariinae)

Abstract:

The new Tapinauchenius species differs from the closely related T. latipes AUSSERER, 1875 by a strongly bent embolus and a spermatheca bearing a rounded rectangular little head on the tip.

Key words:

Theraphosidae, Tapinauchenius cupreus, Tapinauchenius latipes, Ecuador.

Einleitung:

Die Gattung Tapinauchenius umfaßt 10 Arten. Ihre Verbreitung erstreckt sich vom Süden der USA bis Brasilien und Peru. Die Funde in den USA werden von SMITH angezweifelt. Sollte sich das bestätigen, dann wäre die Insel St. Vincent das nördlichste Vorkommen. Berichte liegen vor aus Trinidad, Venezuela, Surinam, Franz. Guayana, Nord-Brasilien, Ost-Peru und Ecuador. Aus Ecuador war bisher nur T. elenae SCHMIDT, 1994 bekannt. T. grossus sensu RAVEN (1985) erwies sich als Fehlbestimmung. Es handelt sich vielmehr um Grammostola grossa (AUSSERER 1871) von Brasilien.
Von T. plumipes (C.L. KOCH, 1842) und T. latipes ist bekannt, daß sie über weite Gebiete im Norden Südamerikas verbreitet sind. Im Falle von T. latipes sind es mehr als 2000 km Luftlinie von West-Venezuela bis Ost-Peru. Gleiches gilt auch für T. plumipes (Trinidad bis Ost-Peru) (WEST, in litt.).

Material:

1 Männchen (Holotyp), 2 Weibchen (Paratypen), Ecuador, leg. Michael BULLMER. Das Material wird dem Senckenbergmuseum, Frankfurt/Main übereignet werden.

Methode:

Die Untersuchung erfolgte mit Stereomikroskop bei 30- und 60facher Vergrößerung. Die Augengrößen und -abstände wurden mit dem Okularmikrometer bestimmt. Die Einbettung der Spermathek erfolgte in Polyvinyllaktophenol.

Derivatio nominis:

Von lat. cupreus = kupferfarben, nach dem kupferfarbigen Glanz der Dorsalseite des Opisthosomas.

Diagnose:


Eine T. latipes nahestehende kleine Art mit kupferfarbigem Opisthosoma und einer Spermathek, deren Receptacula seminis bis zu ihrer dünnen Einschnürung vor den Köpfchen sehr dick sind. Köpfchen abgerundet rechteckig. Männchen: Embolus stark gebogen. Bein I länger als Bein IV.

Beschreibung des Männchens:

Körperlänge 22 mm. Carapax 10 x max, 9 mm. Opisthosoma 12 x 7 mm. Chelizerengrundglied 4 x 1,5 mm. Clypeus breiter als VMA-Durchmesser. Bezahnung (vom Klauengelenk an): 4 große, 1 kleiner, 1 großer, 1 kleiner, 5 mittelgroße Zähne. Fovea tief, viel schmaler als Breite des Augenfeldes. Augen: Vorderreihe schwach recurv, fast gerade, von vorn betrachtet procurv. Hinteraugenreihe leicht recurv. VMA rund, übrige Augen länglich. Augenmaße und -abstände in mm: VMA 0,58, VMA-VMA 0,46, VSA 0,46, VMA-VSA 0,16, HMA (Längsdurchmesser) 0,39, HSA 0,53. VMA-HMA 0,20, HMA-HSA 0,07, VSA-HSA 0,39, HMA-HMA 1,18. Sternum 5,30 x 3,30. 1 Paar rundliche Sigillen gegenüber Coxa III, um mehr als ihren Durchmesser vom Sternumrand entfernt.

Gliedmaßen in mm:

Tabelle 1

Bestachelung:

Alle Tibien v a 2. Scopula: Alle Tarsen und Met I, II voll, III mehr als 1/2, IV ca. 1/3. Metatarsalscopula IV durch Borstenband geteilt, Tarsalscopula IV durch Haarband gescheitelt. Spinnwarzen: Basalglied 2,31, Mittelglied 1,52, Endglied 2,97, Gesamtlänge 6,80. Embolus stark gebogen (Abb. 1). Tibia I mit zweisporiger Apophyse, wie bei T. elenae bestachelt (Abb. 2). Färbung: mittelbraun mit blaßrötlichen Haaren, Sternum, Carapax, Coxen und Femora etwas dunkler. Carapax mit dünner Lage von gelblicher Haarwolle bedeckt.

Beschreibung des Weibchens:

Körperlänge 30 mm, Carapax 13 x 11 mm, Opisthosoma 17 x 12 mm, Chelizerengrundglied 7 x 3 mm, Klaue 4 mm, Bezahnung (vom Klauengelenk an): 3 große, 1 mittelgroßer, 1 sehr kleiner, 1 kleiner, 1 sehr kleiner, 1 mittelgroßer, 2 kleine. Fovea transversal, tief, viel schmaler als Augenhügel. Clypeus etwas breiter als VMA-Durchmesser. Vorderaugenreihe leicht procurv, von vorn betrachtet durch Tieferstehen der VSA procurv. VMA rund, übrige Augen länglich. Augenmaße und -abstände in mm: VMA 0,53, VMA-VMA 0,66, VSA 0,79, VMA-VSA 0,30, HMA 0,50, VMA-HMA 0,33, HSA 0,66, HMA-HSA 0,13, VSA-HSA 0,46, HMA-HMA 1,70. Sternum 6,9 x max. 5,3. Ein Paar längliche rötliche Sternalsigillen gegenüber Coxa III. Ihr Längsdurchmesser größer als die Entfernung vom Sternumrand. Ein paar kleinere ovoide Sigillen randständig gegenüber Coxa II. Labium 1,98 lang, 2,64 breit, mit 8-9 Reihen von kleineren Dörnchenhöckern, die weiter als ihrem Durchmesser entspricht, von einander entfernt sind.

Gliedmaßen in mm:

Tabelle 2

Bestachelung wie beim Männchen, aber Met IV v a 1. Scopula: Alle Tarsen sowie Met I und II voll, Met III zu etwa 3/4, Met IV bis fast zur Hälfte scopuliert. Metatarsalscopula III und IV durch 3-4 Reihen von Borsten geteilt. Tarsalscopula IV durch 3-4 von kleinen Haarborsten ebenfalls geteilt. Spinnwarzen: 7,6 mm lang Mittelglied 2,3, Englied 3,2 mm. Spermathek (Abb. 3) 2,44 mm hoch, 3,30 mm breit, sehr zart. Receptacula seminis bis zu ihrer Einschnürung vor den Köpfchen sehr breit. Köpfchen abgerundet rechteckig, dunkler. Färbung: Carapax goldgelb glänzend, Opisthosoma kupferfarbig. Sternum schwarz, Coxen schwarzbraun, Chelizeren, Taster und Beine dunkelbraun, dunkler als beim Männchen. Behaarung hellfuchsrot, viel länger als Durchmesser der Beinglieder.

Diskussion:

Tapinauchenius cupreus sp. n. gehört zu den kleinsten Arten der Gattung. Seine Spermathek ähnelt der von T. latipes, trägt aber nicht wie bei dieser auf dem Köpfchen Ovoide. Im Gegensatz zu allen bisher bekannten Arten ist der Embolus sehr breit und stark gekrümmt. Abweichend von T. plumipes ist Bein IV beim Weibchen nicht länger als Bein I.

Zusammenfassung:

Die neue Art unterscheidet sich von der nahe verwandten Species T. latipes durch einen stärker gebogenen Embolus und eine Spermathek, deren Receptacula seminis ein abgerundet rechteckiges Köpfchen ohne Ovoide tragen.

Danksagung:

Herzlichen Dank an Isolde SECK, Ettenheim, die uns die Zeichnungen für die Abb. 1-3 anfertigte, Dank auch an Michael Bullmer, der es uns ermöglichte, diese Art zu beschreiben.

Literatur:

RAVEN, R. (1985): The spider infraorder Mygalomorphae (Araneae): Cladistics and systematics.- Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 182 (1): 1-180.
SCHMIDT, G. (1994): Das Männchen von Tapinauchenius elenae SCHMIDT, 1994 (Araneida: Theraphosidae: Aviculariidae).- Arachnol. Mag. 2 (8): 1-7.
SMITH, A. (1994): Tarantulas of the U.S.A. and Mexico, Fitzgerald, London, 196 pp.
WEST, R. (1994): pers. Mitteilung

Autoren:

Dr. Günter SCHMIDT, Von-Kleist-Weg 4, D-21407 Deutsch Evern
Stefan BAUER, Robert-Koch-Str. 4, D-77955 Ettenheim

Quelle: Arachnologisches Magazin 10/1996





Tabellen


Tabelle 1:
  Femur Patella Tibia Metatarsus Tarsus Gesamtlänge
Taster 7,0 3,0 6,5 - 2,0 19,5
Bein I 13,0 5,0 12,0 9,0 5,0 44,0
Bein II 10,0 5,0 9,0 9,0 5,0 38,0
Bein III 10,0 4,0 6,0 8,0 5,0 33,0
Bein IV 12,0 4,0 11,0 11,0 5,0 43,0

Tabelle 2:

  Femur Patella Tibia Metatarsus Tarsus Gesamtlänge
Taster 8,0 4,0 6,0 - 5,0 23,0
Bein I 12,0 6,0 9,0 8,0 6,0 41,0
Bein II 10,0 6,0 8,0 8,0 5,0 37,0
Bein III 8,0 5,0 6,0 7,0 6,0 32,0
Bein IV 11,0 5,0 10,0 10,0 5,0 41,0